Nachdem die Vorlage zur Straßenbenennung nach Lea Grundig im federführenden Bauausschuss erwartungsgemäß keine Mehrheit fand, bleibt die finale Entscheidung dem Stadtrat vorbehalten. Der Oberbürgermeister hat die Vorlage jedoch noch nicht auf die Tagesordnung gesetzt. Das scheint sinnvoll, denn die Debatte könnte mit Argumenten geführt werden, die dort nicht hingehören. Im Aussschuss mussten wir uns ja schon den Vorwurf des "strukturellen Antisemitismus" anhören. Dabei haben wir unsere Argumente für eine Ablehnung klar benannt.
Dazu unser kulturpolitischer Sprecher Mario Schmidt:
Ja, Lea Grundig war Jüdin und Künstlerin und wurde von den Nazis verfolgt. Ihr gelang die Flucht nach Palästina und so das Überleben. Aber: Lea Grundig war nach ihrer Rückkehr in die Heimat schnell im Machtapparat der SED angekommen. Auch ihre Professur verdankte sie nur guten Kontakten, über eine Hochschul-Lehrbefähigung verfügte sie nach den vorliegenden Informationen nicht. Als Kulturfunktionärin im SED-Regime wusste sie ihre Stellung sehr in ihrem Sinne zu nutzen. Auch waren sie und ihr Mann Hans Informanten der Staatssicherheit (Stasi).
In der Gesamtbetrachtung ihrer Biografie und unter Abwägung aller Aspekte kommen wir zu der Auffassung, dass eine Straßenbenennung nach Lea Grundig falsch wäre.
Ich hoffe, dass die Verwaltung schlau genug ist, die Vorlage zurückzuziehen. Denn auch nach der Neuwahl des Stadtrates im Juni dürften keine anderen Mehrheitsverhältnisse zugunsten von Lea Grundig entstehen."
Der MDR hatte zu diesem Thema im Januar ein Interview geführt, der Beitrag wurde im Sachsenspiegel gesendet. Stark verkürzt kommt Mario Schmidt darin zu Wort.
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