Interview Strassenbenennung Lea Grundig 71

Für eine Straßenbenennung ist Lea Grundig ungeeignet

Interview Strassenbenennung Lea Grundig 63

Nachdem die Vorlage zur Straßenbenennung nach Lea Grundig im federführenden Bauausschuss erwartungsgemäß keine Mehrheit fand, bleibt die finale Entscheidung dem Stadtrat vorbehalten. Der Oberbürgermeister hat die Vorlage jedoch noch nicht auf die Tagesordnung gesetzt. Das scheint sinnvoll, denn die Debatte könnte mit Argumenten geführt werden, die dort nicht hingehören. Im Aussschuss mussten wir uns ja schon den Vorwurf des "strukturellen Antisemitismus" anhören. Dabei haben wir unsere Argumente für eine Ablehnung klar benannt.

Dazu unser kulturpolitischer Sprecher Mario Schmidt:
Ja, Lea Grundig war Jüdin und Künstlerin und wurde von den Nazis verfolgt. Ihr gelang die Flucht nach Palästina und so das Überleben. Aber: Lea Grundig war nach ihrer Rückkehr in die Heimat schnell im Machtapparat der SED angekommen. Auch ihre Professur verdankte sie nur guten Kontakten, über eine Hochschul-Lehrbefähigung verfügte sie nach den vorliegenden Informationen nicht. Als Kulturfunktionärin im SED-Regime wusste sie ihre Stellung sehr in ihrem Sinne zu nutzen. Auch waren sie und ihr Mann Hans Informanten der Staatssicherheit (Stasi).

In der Gesamtbetrachtung ihrer Biografie und unter Abwägung aller Aspekte kommen wir zu der Auffassung, dass eine Straßenbenennung nach Lea Grundig falsch wäre.

Ich hoffe, dass die Verwaltung schlau genug ist, die Vorlage zurückzuziehen. Denn auch nach der Neuwahl des Stadtrates im Juni dürften keine anderen Mehrheitsverhältnisse zugunsten von Lea Grundig entstehen."

Der MDR hatte zu diesem Thema im Januar ein Interview geführt, der Beitrag wurde im Sachsenspiegel gesendet. Stark verkürzt kommt Mario Schmidt darin zu Wort.

>>> Zur MDR-Mediathek: MDR SACHSENSPIEGEL Mi 14.02.2024 19:00Uhr

Screenshot 2024 02 15 104708

Mal zu den Fakten: Alle bisherigen Unterlagen laufen unter der Adresse Käthe-Kollwitz-Ufer. Für die Eingänge mit der Hausnummer 5, 6 und 7 auf der Nordseite des Gebäudekomplexes bleibt dies auch so. Für die drei Eingänge mit den Hausnummer 9, 10 und 11 auf der Ostseite müssen alle Bauunterlagen, Verträge, Ausweise usw. - nachträglich geändert werden. Heißt konkret: Käthe-Kollwitz-Ufer raus, Lea-Grundig-Straße o.a. rein.

Wir finden, das muss nicht sein. Unabhängig von der aktuellen Debatte um die Namensfindung, sollte zudem bei zukünftigen Projekten weit vor der Realisierung eine abschließende Straßenbenennung vollzogen werden. Dies trägt nicht zuletzt vorzeitig zur Bürokratievermeidung bei und entlastet Bürger und Verwaltung gleichermaßen.