Zollhof Washingtonstrasse 20

Zollhof-Problem lösen und nicht nur verschieben

Bauplatz Zollamt K

Ansiedlungsplanung in Pieschen muss überdacht werden

Die von der Stadt geplante Verlegung der Zollabfertigung von der Stauffenbergallee in die Washingtonstraße ist für die Einwohner in Pieschen ein brisantes Thema. Der Stadtbezirksbeirat Pieschen hatte das Vorhaben bereits am 8. Februar 2022 mit 16 Nein-Stimmen bei einer Enthaltung abgelehnt.

Die Stadt bleibt dennoch bei ihrem Vorhaben, das Zollamt Dresden und die damit verbundene Zollabfertigung von Lastwagen außerhalb der EU, an den Park-and-Ride-Parkplatz (P+R) Kaditz zu verlegen. Dafür ist ein rund 28.000 Quadratmeter großes Areal zwischen der Kleinen Washingtonstraße und der Washingtonstraße vorgesehen, das bisher brachliegt. Neben dem Zollamt Dresden sowie der vorgelagerten Zollspedition, sollen dorthin auch private Zollagenturen angesiedelt werden. Letztere fungieren als Dienstleister und fertigen Dokumente aus, die beim Zollamt vorgelegt werden müssen.

Der rund 7.000 Quadratmeter große P+R Dresden Kaditz soll zusätzlich in das Gelände integriert werden. Der Parkplatz hat derzeit 195 PKW-Stellplätze und drei Ladestationen für Elektroautos. Darüber hinaus ist die Schaffung von Baurecht für die Errichtung eines Selfstorage-Lagergebäudes geplant.

Nun sollen die Pläne bereits am 26. September im Bürgersaal des Rathauses Pieschen in einer öffentlichen Veranstaltung präsentiert werden. Die Auslegung erfolgt im Zeitraum vom 11. bis 20.09.2023.

Pieschens Stadtrat und verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, Veit Böhm, begleitet das Projekt in der gebotenen Sachlichkeit und hat die nun offengelegten Unterlagen zum Bebauungsplan Nr. 3063 Gewerbegebiet Washingtonstraße (Zollhof) einer erneuten kritischen Überprüfung unterzogen.

Zollhof Variante 2

Dass jetzt zu einer öffentlichen Präsentation der Pläne eingeladen wird, ohne dass die Stadträte zuvor über die Ergebnisse der im Bauausschuss beschlossenen Prüfaufträge informiert worden sind, erstaunt zumindest. Denn bereits im Februar 2023 wurden im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften Ergebnisse der Untersuchung folgender alternativer Standorte präsentiert: Standort Hellerberge (Hellerhofstraße/Meinholdstraße); Standort Hellerau (Rähnitzer Winkel/Airportpark); Standort Hellerau, Autobahnmeisterei (Boltenhagener Straße/Lausaer Weg 1) und Standort Kaditz (Scharfenberger Str. 71/151 neben Autohof).

Dazu Stadtrat Veit Böhm: „Es verbleibt der Eindruck, dass die Prüfung von Alternativstandorten teilwei-se nur oberflächlich erfolgte. Flächen in der Nähe des Flughafens in Dresden-Klotzsche seien deutlich besser geeignet, wurden aber aus Gründen der höheren Flächenpreise bzw. Planverfahrenslänge m.E. allzu schnell aus der Betrachtung genommen. Die Notwendigkeit des künftigen Flusswasserwerkes (Ka-ditz) und die Umnutzung des Gesamtstandortes Hellerberge für Halbleiterindustrie & Co sind unbestrit-ten, sollten aber auch zu einer sorgfältigeren Überprüfung und Planung anspornen.“

Im Bezug des nun verbleibenden Planungsstandortes sind die Angaben zu den LKW-Nutzungszahlen höchst unterschiedlich und kritikwürdig. Im Februar 2022 wurde noch von 40 bis 60 LKW und in der Spitze von 80 LKW gesprochen. Die verkehrsplanerische Untersuchung der VCDB VerkehrsConsult Dresden-Berlin GmbH geht von 110 LKW pro Tag aus und hat (wenig repräsentativ) an zwei Tagen im Oktober bis zu 41 wartende LKW festgestellt. Im Anhang 2 „Gespräch mit Zollamt“ wird von bis zu 160 abzufertigende LKW in der Spitze und von 110 LKW als durchschnittlicher Wert und von einer Abfertigung in einer Stunde bis 14 Tage gesprochen. Laut dem aktuellen Entwurf enthält der Parkplatz am künftigen Zollhof aber nur 45 LKW-Stellplätze.

Zollhof Penderparkplatz K

Als verkehrspolitischer Sprecher erneuert Veit Böhm daher seine zentrale Forderung: „Solange nicht 100 Lkw-Parkplätze am künftigen Standort nachgewiesen sind, ist der Bebauungsplan nicht zustimmungsfähig. Hier wird das Problem nicht gelöst, sondern nur von der Stauffenbergallee in einen anderen Stadt-teil verschoben. Die Gefahr, dass sich die LKW bis in die umliegenden Wohngebiete stauen, sei auch hier gegeben.

Zukünftig ist aus verschiedenen Gründen mit noch mehr LKW-Verkehr und Zollabfertigung zu rechnen. Die avisierten Verbesserungen der Abfertigungsqualitäten, die geringere Nutzlast bei Elektro-LKW und eine Normalisierung des Handels in Richtung Osteuropa werden absehbar mehr Zollverkehr generieren. Weder die verkehrsplanerische Untersuchung noch die Vorlage gehen auch nur ansatzweise darauf ein, wie mit einem größerem LKW-Aufkommen umgegangen wird.

Mario Schmidt, Sprecher für Stadtentwicklung und Bau, sieht die städtische Parkplatzstrategie in Frage gestellt: „Der P+R Kaditz könne nicht einfach einer Fläche für Lastkraftwagen geopfert werden. Angesichts der hohen Kraftstoffpreise und der steigenden Parkgebühren in der Dresdner Innenstadt, wird die Nachfrage nach P+R-Angeboten weiterhin wachsen. Für die Nutzer des Parkplatzes ist extra eine Haltestelle für den Nahverkehr eingerichtet worden. Mit Erfolg, denn der Parkplatz wird inzwischen von Pendlern und Gästen der Stadt gut angenommen.“

Fazit: Das Vorhaben verlagert nur die bereits bestehenden Probleme von der Stauffenbergallee an den Knotenpunkt Washingtonstraße. Der Umfang der geplanten LKW-Abstellflächen ist völlig unterdimensioniert und wird zu Problemen mit wild parkenden und haltenden LKW auf der Kötzschenbroder Straße, entlang der Washingtonstraße und den angrenzenden Wohngebieten Übigau und Mickten/Kaditz (MiKa) führen, mit alle den bekannten Problemen.