Schillerplatz

Böhm: "An einer weiteren Elbquerung führt kein Weg vorbei!"

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"Ich mache mir Sorgen um die Leistungsfähigkeit des Schillerplatzes"

Wir wollen noch in diesem Jahr das Projekt einer neuen Elbquerung im Dresdner Osten anschieben. Im Stadtrat haben wir einen Antrag eingebracht, der sich mit der Ermittlung der Grundlagen befasst.

Dazu ein Interview mit unserem Verkehrspolitiker Veit Böhm:

1. Warum kämpfen wir für eine weitere Elbquerung?

Trotz der Sanierung des Blauen Wunders ist das Ende der Nutzungszeit der Brücke absehbar. Zumindest, was die Nutzung durch Kfz als auch den ÖPNV betrifft. Diese Verkehrsquerung ist aber gerade für den Dresdner Osten essentiell. Dabei kommt weder für den Autoverkehr noch für die Busverbindungen die bestehende Fährverbindung in Frage.

Insofern führt perspektivisch an einer weiteren Elbquerung kein Weg vorbei. In diesem Zuge ist es sinnvoll, auch die Führung von Straßenbahnlinien über die zukünftige Brücke zu betrachten, um insbesondere die rechtselbischen Gebiete besser für den Umweltverbund erschließen. Wegen der sehr langen Planungs- und Realisierungszeiträume, vor allem aber, um die potenziell betroffenen Bürgerinnen und Bürger umfassend beteiligen zu können, muss rechtzeitig mit einer Grundlagenermittlung für einen verkehrlichen Ersatz dieses Bauwerks begonnen werden.

2. Was fordern wir jetzt ?

Wir wollen per Stadtratsvotum diese Grundlagenermittlung für eine zusätzliche Verkehrsquerung der Elbe zwischen Waldschlösschenbrücke und Stadtgrenze als perspektivischen Ersatz für das "Blaue Wunder” einleiten. Dabei sollenmögliche Standorte gesucht werden. Diese Standorte müssen nach ihren bereits jetzt erkennbaren verkehrlichen, umweltrechtlichen und städtebaulichen Auswirkungen bewertet werden. Außerdem brauchen wir Aussagen zur möglichen Befahrbarkeit durch Bus und Straßenbahn, Kfz. sowie die Nutzung durch Rad- und Fußverkehr. Auch die Eignung als Evakuierungs- bzw. Versorgungsweg bei Hochwasser muss geprüft werden.

3. Bis dahin wird noch viel Zeit vergehen, und das “Blaue Wunder” wird noch viel Verkehr “vertragen” müssen. Warum könnte der Schillerplatz seine Leistungsfähigkeit verlieren?

Zuallererst: Ein Radweg über das Blaue Wunder ist sinnvoll und schon lange überfällig. Bis eine zusätzliche Elbquerung gebaut wird, muss man allerdings mit den baulichen Gegebenheiten im Bestand umgehen. Eine Verbreiterung der Gehwege ist nicht möglich und eine gemeinsame Nutzung der Gehbahnen für Fuß- und Radverkehr ist aufgrund zu vieler Fußgänger und Radfahrer keine Lösung. Eine separate Nutzung der Gehwege (auf der einen Seite für Radfahrer, auf der anderen für Fußgänger) ist nicht praktikabel. Insofern bleibt nur die Radwegführung über die Fahrspuren der Brücke oder eine Interimsbrücke für Radfahrer daneben, wie wir sie während der Baumaßnahmen auf der Albertbrücke hatten. Wobei das Thema Interimsbrücke bislang noch zu wenig betrachtet wurde, auch im Hinblick auf die noch langwierigen Sanierungsarbeiten an der Loschwitzer Brücke.

Durch den Wegfall einer Fahrspur gehen auf der Brücke Rückstauflächen für den Knotenpunkt Schillerplatz verloren, das ist ein Problem. Allerdings ist das viel größere Problem der Wegfall einer Fahrspur in Richtung Altstadt am Schillerplatz, weil die Knotenpunkte die Leistungsfähigkeit einer Straße oder Brücke bestimmen. Und genau hier liegt das Problem für Autofahrer und die Buslinien von der Grundstraße und aus Pillnitz. Ohne zusätzliche verkehrsorganisatorische Maßnahmen am Schillerplatz kommt es in den Spitzenstunden zu teils erheblichen Fahrzeitverlängerungen auch für ÖPNV-Nutzer und aufgrund zusätzlich benötigter Busse auch zu höheren Betriebskosten bei den DVB. Bislang konnte uns dafür noch keine funktionierende Lösung präsentiert werden, weshalb sich die DVB bislang immer gegen eine solche Lösung ausgesprochen hatte, weil dann noch mehr Busse in Richtung Altstadt im Stau stehen und dadurch mehr Busse gebraucht werden (Widerspruch zu aktuellem Ansatz “Kosten sparen durch ÖPNV-Beschleunigung).

Kurzfristig kann nur weniger Verkehrsaufkommen in den Spitzenstunden die Situation am Knotenpunkt Schillerplatz etwas entspannen. Deshalb fordern wir in unserem aktuellen Antrag zum Umgang mit der veränderten Spurenteilung (separate Spur für Straßenbahn) auf der Tolkewitzer Straße zwischen Reinhold-Becker-Straße und Kretschmerstraße den Einsatz einer mobilen Verkehrsbeeinflussungsanlage um gerade in der Rush-Hour den Durchgangsverkehr schon ab Wasserwerk Tolkewitz abzuleiten. Allerdings sind wir auf Grund der auch in diesem Bereich vorhandenen großen Verkehrsmengen wieder bei einer zusätzlichen Elbquerung.

Das Interview führte Fraktionsreferent Raik Bartnik.