Der beste Schutz ist die Dezentralisierung
Mehr als ein Jahr ist der umfassende Stromausfall vom September 2021 in Dresden inzwischen her. 300.000 Haushalte waren für gut eine Stunde ohne Strom. Ein kleiner Jahrmarktballon hatte für einen Kurzschluss im Umspannwerk Dresden-Süd gesorgt.
Der Stadtrat hat sich auf seiner Oktober-Sitzung auf unsere Initiative hin mit der Aufarbeitung und Vorsorge befasst. Können die Einrichtungen der kritischen Infrastruktur möglicherweise ohne Verbindung zum Internet und die externe Stromversorgung betrieben werden? Können Mobilfunkmasten übergangsweise ohne Stromversorgung betrieben werden? Existieren Vorkehrungen bzw. Notfallkonzepte, die die existenziellen Folgen eines längeren Stromausfalls für die Bevölkerung im Blick haben? Darüber muss der Oberbürgermeister berichten.
Zu mehr konnte sich der Stadtrat allerdings nicht durchringen. Konkret geht es um die Verdichtung und sicherere Gestaltung der Netzstruktur in Dresden, die der Rat abgelehnt hat.
Für unseren Sicherheitspolitiker Hans-Joachim Brauns ist das Ergebnis sehr unbefriedigend:
"Die Sorge um die Gewährleistung der inneren Sicherheit und einer funktionierenden Stromversorgung scheint unter einigen Fraktionen nicht ausgeprägt.
Schon vor einem Jahr haben wir sehr deutlich vor Augen geführt bekommen, wie sensibel unsere Infrastruktur ist. Wir sind extrem abhängig vom Funktionieren von Umspannwerken, Bahnanlagen und Rechenzentren, aber auch von Gas- und Wasserversorgung. Die derzeitige Energiekrise bestätigt das. Wenn von einem Moment auf den anderen eine der Ressourcen ausfällt, hat das schwerwiegende Konsequenzen.
Ein kleiner Ballon scheint in der Lage zu sein, weite Teile der Stromversorgung lahm zu legen. Niemand weiß, ob dieser Ballon nicht nur ein Test für größere Sabotageakte war, wie sie ja vor kurzem auch auf Deutsche Bahn oder Gas-Pipelines verübt wurden.
Eine Dezentralisierung durch die Verdichtung der Netzknotenpunkte wäre der beste Schutz in so einem Falle, doch diese Netzverdichtung wurde eben gerade nicht beschlossen. Wir hätten eine Strategie gebraucht, denn die Gefahr ist real. Hoffen wir, dass diese Blauäugigkeit uns nicht einmal teuer zu stehen kommt."
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