Va Wiederaufbau Carolabruecke

Zukunft braucht Verbindung – Dresdens Carolabrücke im Fokus

Dass die Dresdnerinnen und Dresdner ihre Carolabrücke vermissen, zeigte sich deutlich bei der ersten – und sicher nicht letzten – Bürgerinformationsveranstaltung am 26. Mai im Großen Ratssaal. Wo sonst Stadträte, Bürgermeister und der Oberbürgermeister über die Zukunft der Stadt beraten, stand diesmal der Wiederaufbau einer zentralen Verkehrsachse im Mittelpunkt: der eingestürzten Carolabrücke.

In der Nacht zum 11. September 2024 stürzte die Brücke aus dem Jahr 1971 ein. Die damals moderne Spannbetonkonstruktion mit 375 Metern Länge und 120 Metern Spannweite war ein Sinnbild ihrer Zeit – heute steht sie sinnbildlich für die marode Verkehrsinfrastruktur in Deutschland.

Nun ringt Dresden um eine Lösung: Der dreizügige Verkehrsverbund über die Elbe soll schnellstmöglich ersetzt werden. Doch was heißt „schnell“ in diesem Zusammenhang? Ein Ersatzneubau auf Grundlage des bestehenden Baurechts würde rund 140 Millionen Euro kosten – mit Planfeststellungsverfahren könnten es bis zu 187 Millionen werden. Selbst eine Behelfsbrücke würde mit etwa 34 Millionen Euro zu Buche schlagen – ein Viertel der Kosten eines vollwertigen Neubaus. Ein Bürgerentscheid ist von Seiten der Stadtspitze derzeit nicht vorgesehen – aus Kostengründen und vor allem, um Zeit zu sparen.

Doch auch die Finanzen lassen wenig Spielraum: Aus der Stadtkasse sprudelt derzeit kein Geld – ebenso wenig wie aus den öffentlichen Brunnen. Entsprechend symbolträchtig war eine Bürgerfrage nach einer Sandsteinverkleidung der neuen Brückenpfeiler. Simone Prüfer vom Straßen- und Tiefbauamt stellte vorsichtig eine Umsetzung in Aussicht – unter Vorbehalt der Kosten. Wie schon bei der Waldschlößchenbrücke könnte der Sandstein sogar aus China kommen.

Klar ist: Vor dem Bau braucht es Planungen und einen Stadtratsbeschluss. Noch im Juni soll eine Entscheidung fallen. Die Stadtverwaltung bevorzugt eine Realisierung auf Grundlage des bisherigen Baurechts – ohne neues Planfeststellungsverfahren. Damit könnten drei bis sechs Jahre Planungszeit eingespart werden. Ein Baubeginn wäre dann frühestens 2027 möglich – nach europaweiten Ausschreibungen.

Immerhin: Sobald der Bau beginnt, könnte nach einem Jahr eine Fahrtrichtung bereits nutzbar sein, so Simone Prüfer. Sie drängt aufs Tempo – nicht zuletzt, weil viele Bürgerinnen und Bürger die lange Abrissphase mit Sorge betrachten. Vereinzelte Stimmen brachten sogar die Idee einer reinen Fußgängerbrücke ins Spiel. Doch von einem Wiederaufbau nach historischem Vorbild – wie dem der Brücke von 1895 – hat sich die Stadtspitze verabschiedet. Das sei technisch nicht mehr zeitgemäß, betont Baubürgermeister Stephan Kühn, der den Blick nur nach vorn richten will – auch mit Blick auf das nahende Ende seiner Amtszeit.

Im Zentrum der Debatte steht die Zahl der Fahrspuren: Zwei, drei oder vier? Der Fokus der Stadt liegt klar auf dem Umweltverbund. Dabei fehlen belastbare Zahlen zu Fuß- und Radverkehr. Kühn argumentiert, dass bei weniger als 45.000 Fahrzeugen pro Tag keine vierspurige Brücke notwendig sei. Aktuelle Prognosen sehen zwischen 1.900 und 2.600 Fahrzeuge pro Stunde – ob es sich um Spitzenwerte handelt, blieb unklar.

Ein Vorschlag aus dem Chat: ein „Brücken-Euro“. Doch fest steht: Der Wiederaufbau wird ein finanzielles Schwergewicht für Dresden. Unterstützung durch den Freistaat oder den Bund ist bislang nicht zugesagt. Immerhin ist geplant, die Bundesstraße 170 künftig nicht mehr über die Carolabrücke zu führen.

Gleichzeitig plant die Stadt neue Schulden – unter anderem, um das einstige Gehwegbauwerk am Königsufer, das Kühn schwärmerisch als „Roland-Kaiser-Fan-Balkon“ bezeichnete, wiederherzustellen.

Fest steht: Die neue Carolabrücke wird breiter – bis zu fünf Meter mehr als bisher. Neue Bauvorschriften verlangen großzügigere Rad- und Gehwege. Die bisher 34 Meter breite Brücke könnte je nach Variante zwischen 32 und 41 Meter breit werden – bei vier Spuren und drei Brückenzügen im Maximalfall.

Denkmalschutz und Stadtbild sollen dennoch berücksichtigt werden: Die flache Bauform bleibt, um sich harmonisch in das barocke Umfeld einzufügen. Ziel ist eine moderne, leistungsfähige Elbquerung – auch für künftige Generationen.

Baubürgermeister Kühn wirbt unterdessen für eine Halbierung der Fahrspuren und damit eine schmalere Brücke als neue Nord-Süd-Achse Dresdens. Seine Vision: Zwei, höchstens drei Spuren für den Kfz-Verkehr – dafür mehr Platz für Fahrräder, Fußgänger und Lastenräder.

Die CDU-Fraktion im Dresdner Stadtrat setzt sich für eine zukunftsfähige, leistungsstarke Brücke ein.

Ein modernes Wahrzeichen, das Altstadt und Neustadt verbindet und den Wirtschaftsstandort stärkt – vom Norden mit seinen Chipfabriken bis zur Technischen Universität im Süden. Die neue Carolabrücke muss den Anforderungen der nächsten Jahrzehnte gerecht werden – als Verkehrsader, nicht als Verkehrsversuch.

Darum hat sich die CDU-Fraktion in einer Klausur intensiv mit dem Brückenthema befasst. Die Ergebnisse finden Sie online.

Eines steht fest: Die neue Carolabrücke muss verbinden – Stadtteile, Menschen, und vor allem: die Zukunft mit der Realität unserer wachsenden Stadt.

Aufzeichung und Wissenswertes gibt es auf der Projektseite.